Erste Motorrevision - oder auch: Welches Werkzeug ich noch nicht habe...

  • Hi,

    ich möchte hier gerne meine erste Motorrevision dokumentieren - zum einen für mich selbst, um von euch gute Ratschläge mitzunehmen, aber zum anderen vielleicht auch für den ein oder anderen Anfänger, der (wie ich) denkt, das Ganze könne mit den einschlägigen Youtube Tutorials und Heimwerkerwerkzeug an einem Tag funktionieren, wie so oft in den Foren zu lesen (Fehlanzeige).


    Mein Objekt, auch Joghurtbecher genannt: Vespa PK50 XL2 in weiß. 18.000 km, Getriebeölverlust ist nun so weit fortgeschritten, dass ich mich an den Motor machen muss.


    Tag 1:

    Motor ging recht schnell aus dem Rahmen und ebenso schnell auf den bestellten Motormontageständer. Die Zerlegung kann beginnen! Im Vorfeld habe ich natürlich an alles gedacht: Motorrevisionsset, neue Kupplungbeläge, neue Bremsbeläge vorn und hinten, Polradabzieher, Kupplungsabzieher, Polradhalter, Lagerfett, Kupferpaste, Öl, Heisluftpistole für die Lagersitze, Sprengringzangenset, Bremsenreiniger.

    Dann bin ich den üblichen Youtube-Tutorials gefolgt, das ging soweit auch ganz gut: Polrad ab, Zündung ab, Bremsankerplatte ab, Zylinder ab, Kolben ab, Kupplungsdeckel ab.

    Hier stehe ich nun und komme schon nicht weiter: Kupplungskorb. Nachdem ich das Sicherungblech umgebogen habe und beim Ansetzen der passenden Nuss, um die Kupplungsmutter zu lösen, dreh ich mit meinem Schlüssel nur die inneren Beläge und damit die Abtriebswelle durch. Versuche, die Abtriebswelle zu fixieren schlagen fehl. Wärme bringt nichts, WD40 auch nicht. Ich lese im Forum was von Schlagschraubern als Lösung, allerdings habe ich keinen und muss dann mit dem Block erstmal zur Werkstatt um die Ecke (an Weihnachten natürlich doof). Memo: Nächstes Mal einen Schlagschrauber vorher organisieren. Vielleicht hat von euch noch jemand einen Tipp, ich wäre sehr dankbar!

  • Hallo, zum Lösen der Kupplung eine 2- oder 5-Cent Münze in die Verzahnung des Primärritzels klemmen, dann ist alles blockiert und du solltest die Mutter gelöst bekommen.


    Wenns nicht geht, kannst gerne kommen, bin östlich von München, dann kommt der Schlagschrauber zum Einsatz


    Grüsse

  • Hi Tom,

    Danke für den Tipp schon mal! Wenn ich das nicht falsch verstehe habe ich das Primär schon erfolgreich blockiert, das Problem ist, dass die Kupplung in Richtung Abtrieb durchrutscht, ich quasi die Welle mit dem Steckschlüssel drehe anstatt die Mutter...

  • Hi Florian,

    das Werkzeug muss ich dann wohl noch auftreiben und fehlte noch in meinem Satz. Aber vielleicht hilft es schon, wenn ich versuche die Kupplung mit einer kleinen Schraubzwinge zusätzlich zu blockieren. Die Federn allein reichen anscheinend nicht. Ich melde mich wieder...

  • Hi Florian,

    das Werkzeug muss ich dann wohl noch auftreiben und fehlte noch in meinem Satz. Aber vielleicht hilft es schon, wenn ich versuche die Kupplung mit einer kleinen Schraubzwinge zusätzlich zu blockieren. Die Federn allein reichen anscheinend nicht. Ich melde mich wieder...

    Das würde ich nicht tun. Dann noch eher beherzter Schlagschraubereinsatz.


    Das Tool kannst Du Dir jederzeit ausleihen.

  • Das würde ich nicht tun. Dann noch eher beherzter Schlagschraubereinsatz.


    Das Tool kannst Du Dir jederzeit ausleihen.

    Ok, danke! Dann wohl doch Schlagschrauber. Bin gerade nicht in München, sonst würde ich das Angebot von Tom direkt annehmen.

  • Bitte helft mir mal, ich verstehe nicht was niks meint. Wenn das primär blockiert ist, z.B. durch eine Münze, kann dann noch was „durchrutschen“?

  • Tag 2:

    Ich habe es mit frischem Geist nochmal versucht und konnte es schaffen, indem ich den inneren Korb "russisch" blockiert habe. Bild habe ich angehängt. Dann ging es nach Protokoll weiter und alles lief gut bis zum Austreiben der Antriebswelle. Keine Chance, beherzte Schläge mit warm/kalt bringen keinen Abhilfe. Die Welle bewegt sich keinen mm. Führt jetzt wirklich kein Weg mehr an der Presse vorbei oder gibt es noch Tricks, die ich nicht kenne?

  • Mit einem Gummihammer, aber mit brachialer Kraft. Habe kein Gefühl wie viel die Welle aushält, aber mehr traue ich ihr eigentlich nicht zu... aber vielleicht bin ich auch zu zaghaft.

  • Mit was schlägst Du denn?


    Ich würde einen 2-Kilo-Hammer und ein Stück Buchenholz als Unterlage nehmen. Zack draußen.

    Florian du hattest recht, ich war zu zaghaft. Der 2,5kg Hammer hatte dann doch mehr Wums. Welle ist raus, Danke!

  • Tag 3:

    Motor ist zerlegt und das reinigen ist eine riesen Sauerei. 3 Dosen Bremsenreiniger haben zwar geholfen, aber das reicht noch lange nicht. Ich hätte lieber direkt zu Diesel greifen sollen, das steht jetzt an. Beim Ausbau habe ich mir die Schaltklaue angesehen und bin mir nicht sicher, ob die neu muss (s. Bild). Man sagt den originalen Klauen ja nach, dass die Qualität so nicht mit Ersatzteilen zu erreichen ist, allerdings sehen die Flanken schon ziemlich abgenutzt aus. Muss die neu? Motor ist ja schon offen...

  • Schön, wie du das durchziehst 👍

    Für eine Beurteilung ist es einfacher sie von der Seite aus zu sehen. Die abgewandte Seite ist aber schon deutlich runter. Würde ich neu machen.

    Bei Motoren mit wenig Leistung reicht eigentlich CIF/FA italia oder eben Piaggio. Piaggio streut leider so sehr, das du eben auch zu Variante eins greifen kannst.

    - Ausdiszanzieren nicht vergessen. 👍


    Grüße,Ralf

    Ansprechpartner für Ersatz- und Tuningteile:

    Weitere Produkte auf Anfrage.

  • Tag 4:

    Langsam komme ich ins stocken...

    Das Lager auf der Kurbelwelle will nicht runter. Heiß/Kalt hilft nicht, Lagerabzieher passen nicht darunter, Dremel mit Trennscheibe kommt nicht tief genug. Kann mir jemand helfen?


    Bei den Lagern im Gehäuse bin ich am überlegen, sie da zu belassen. Schweißgerät habe ich keins, heiß/kalt funktioniert nicht, Abzieher habe ich auch keinen. Kann mir jemand ein Abzieher dafür empfehlen?

  • Im Gehäuse hast Du das kleine Nadellager im Sackloch und das Kugellager, in dem der Tannenbaum steckt. Letzteres geht normal mit dem Tannenbaum gemeinsam raus.


    Meine Empfehlung wäre der Backofen. Kleine Motorhälfte bei 100 Grad mit Lagern nach unten für eine halbe Stunde. Das macht dann häufig von selbst Plong und sie fallen raus.


    Ansonsten mit dem Handschuh die Motorhälfte rausnehmen und mit dem Gummihammer einmal von hinten drauf. Dann fliegen sie auch raus.


    Das Lager oder besser gesagt der Lagerinnenring auf der Kurbelwelle verstehe ich nicht ganz. Das hätte ich ganz gelassen. Ich würde kurz mit dem Bunsenbrenner auf den Ring gehen und es dann abziehen mit der Zange.